Wenn die FAZ zum Teil der Autonomen Bewegung wird

Ob er sein FAZ-Abo schon bezahlt hat? (Bild: Wikipedia)

Ob er sein FAZ-Abo schon bezahlt hat?
(Bild: Wikipedia)

Ich weiß nicht, ob unter den Autonomen genauso über die Idee gelacht wird, dass ausgerechnet die FAZ sich auch schon mal zur Vorkämpferin für „herrschaftsfreie Räume“ und „gegen Kapital, Sexismus und den Gentrifizierungsterror“ aufschwingt, wie hier beim „Klassenbewussten Kleinbürger“.

Ich wusste aber sehr gut, warum ich meiner Freundin, als sie in der Zeit kurz nach unserem Kennenlernen in ihren jungen Jahren und wenige Jahre vor dem Abitur so enthusiastisch war, den Polizeiberuf zu ergreifen, diesen Wunsch mit Engelszungen ausredete.

Es war die Zeit des Mordes an Michèle Kiesewetter – der, wie wir heute wissen, der damals noch nicht entdeckten NSU-Terrorzelle anzulasten war. Aber das war nicht der einzige Grund, warum ich mich gezwungen sah, den Spaßverderber zu machen. Ich dachte vor allem auch an die vielen Beschwerden über die im Verhältnis zur Belastung karge Bezahlung, an Gefahren (von extremistischen Demonstrationen bis hin zu Fußball-Hooligans), vor allem aber daran, dass kein anderer Berufsstand – abgesehen vielleicht von den Bundeswehrsoldaten – in der veröffentlichten Meinung dermaßen zu den Parias der Nation gestempelt wird wie unsere Polizeibeamten.

Der in letzter Zeit wieder durch die Sozialen Medien gejagte Artikel der FAZ vom 24.02.2013, in dem den Interessenvertretungen der Polizei „sorgfältig kalkuliertes Gejammer“ vorgeworfen wird, wenn sie „mehr Respekt“ und „mehr Anstand“ fordern, zeigt einmal mehr, wie richtig ich lag.

Denn der feine „Herr Professor“ Rafael Behr, der mit Sicherheit nicht in einer Gegend Hamburgs wohnen dürfte, in der die Sicherheitssituation prekär ist und täglich Fehden zwischen Zuhältern, Aufmärsche von Linksextremisten, Kräftemessen von Hooligans oder Gewaltexzesse zwischen Neonazis und Salafisten an der Tagesordnung sind, furzt täglich selbstzufrieden in seinen Bürosessel und lässt die Vorzimmerdame den nächsten Kaffee ansetzen, während die Kinder von Arbeitern, Bauern und Handwerkern dem geballten Abschaum ausgesetzt sind.

Wir sind leider offenbar schon so weit gekommen, dass die Forderung nach „Respekt“ und „Anstand“, die ansonsten jeder 18-jährige Asi-Rapper in seinem Repertoire hat, in der „Qualitätspresse“ für die „kritische Intelligenz“ als besonders lächerlich hingestellt wird, wenn sie deutschen Soldaten oder Polizeibeamten gilt. Es mag auch tatsächlich sein, dass man keinen „Anstand“ erwarten kann, wenn selbst die politischen Spitzen des Staates wie im Fall der Olympischen Spiele von Sotschi die Brüskierung gewählter Staatschefs anderer Länder für angebracht halten, wenn es darum geht, Personen zu Helden zu verklären, die in Gotteshäusern Hausfriedensbruch begehen, um dort ihre widerlichen Auftritte abzuhalten.

Dies alles zeigt, dass man Menschen, die einem nahe stehen, in Deutschland einen Gefallen tut, wenn man sie nicht dazu ermuntert, zur Polizei oder zur Bundeswehr zu gehen. Es ist schlimm, denn irgendjemand muss diese Arbeit ja tun, aber es ist konsequent.

Und in einem ist dem verstorbenen Filmemacher Pier Paolo Pasolini ohne Zweifel Recht zu geben:

„Im Widerstreit zwischen den demonstrierenden Söhnen der Großbourgeoisie und den Polizeibeamten, die Söhne von Arbeitern, Bauern und Handwerkern sind, stehe ich auf der Seite der Letzteren“. (Pier Paolo Pasolini)

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